Dieser Artikel unseres Geschäftsführers Pierre Dornbrach ist zuerst auf dem Finanzblog „1×1 der Finanzen“ von Ronny Wagner am 20. Januar 2023 veröffentlicht worden. Wir bedanken uns sehr herzlich dafür und verweisen hiermit auch noch einmal nachdrücklich auf den werthaltigen Content des Finanzblogs. Ein Besuch ist wärmstens empfohlen.
Die Preise steigen immer weiter und viele fragen sich natürlich, ob das irgendwann auch einmal wieder ein Ende hat. Wird die Inflation wieder zurückgehen und die alten Preisniveaus, wie wir sie kannten, zurückkehren?
Diese Frage muss verneint werden. Denn obgleich mittlerweile viele Medien gerne ein Abebben der Inflationsraten für das zweite Halbjahr 2023 voraussagen möchten, basieren diese Preisteuerungen nicht, wie oft fälschlich geglaubt, auf Einmaleffekten, sondern auf langanhaltenden Entwicklungen. Ich erkläre im Folgenden warum, das so ist.
Angeblich Corona und Krieg verantwortlich
Dabei möchte ich von vornherein mit der Mär aufräumen, dass angeblich die Lieferengpässe von Rohstoffen und Importwaren durch Corona und den Ukraine-Krieg dafür verantwortlich sind. Es mag sein, dass die besonders angespannte Lage während der Pandemiezeit dazu beitrug, dass sich an den Märkten Teuerungen bildeten, also die Inflation noch befeuert wurde. Diese war jedoch bereits vor Ausbruch der Pandemie und auch vor Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vorhanden.
Dabei möchte ich vor allem daran erinnern, dass der sogenannte Verbraucherpreisindex (VPI) kein wirklich zuverlässiges Barometer für die Inflation ist. Ich orientiere mich daher lieber an dem Wirtschaftswachstum, das ich der geschöpften Geldmenge gegenüberstelle. Europa und auch die USA haben eine gewaltige Geldschwemme in dem letzten Jahrzehnt erlebt, so dass eine inflationäre Bewegung unausweichlich wurde. Zu glauben, dass dies auf einmalige Effekte zurückzuführen ist, ist zumindest unter Ökonomen an Naivität nicht mehr zu übertreffen.
Ich habe diesen Umstand bereits in der dreiteiligen Artikelserie „Ist die Stagflation noch aufzuhalten?“ beleuchtet. Hier geht es zum ersten Teil der Serie. Ich empfehle Ihnen übrigens an dieser Stelle die Seite von www.shadowstats.com, wo Sie Berechnungen nachvollziehen können, die weitaus realistischer sind, als die vom Statistischen Bundesamt herausgegebenen Inflationsraten. Hier geht es konkret zur sog. „Alternate Inflation“. Zumindest gilt dies für den US-Dollar. Immerhin die Leitwährung, welcher alle anderen Währungen folgen – auch was die Inflation anbelangt.
Doch auch wenn wir uns an der offiziellen Inflation gemäß VPI orientieren, fällt es schwer daran zu glauben, dass allein der Krieg in Osteuropa dafür verantwortlich ist, dass wir seit März 2022 diese gewaltigen Preissteigerungen in unserem Portemonnaie spüren. Die folgende Abbildung zeigt deutlich, dass bereits im Januar eine Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat von knapp 5 Prozent vorherrschte. Der Einmarsch in die Ukraine fand jedoch erst am 24. Februar statt.
Quelle: Statista (2023). „Inflationsrate in Deutschland von Dezember 2021 bis Dezember 2022„. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1045/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-veraenderung-des-verbraucherpreisindexes-zum-vorjahresmonat/ (09.01.2023)
Zu glauben, dass mit Wegfall der COVID-Maßnahmen und einem hoffentlich schon baldigen Ende des Ukraine-Krieges auch die Preise wieder auf ihre alten Niveaus schrumpfen, ist vergebens. Natürlich kann man diesen Gedanken gern Glauben schenken. Ich bin für Glaubensfreiheit, aber dadurch wird es in Ihrem Haushaltsbuch leider auch nicht viel besser aussehen. Übrigens, führen Sie ein Haushaltsbuch? Ich empfehle es Ihnen jetzt damit anzufangen, falls noch nicht geschehen.
Gründe für eine anhaltende Inflation
Erstens ist mit einer nachhaltigen Umkehr der Zentralbankpolitik nicht zu rechnen. Obwohl sowohl EZB als auch die FED in US-Amerika die Zinsen erhöht haben, ist es eher unwahrscheinlich, dass dies anhalten wird. Warum? Die Zinsen können ein bestimmtes Niveau nicht überschreiten, weil ansonsten ein erheblicher Teil der Wirtschaft zerstört werden würde. Viele Unternehmen sind auf die „billigen“ Kredite angewiesen. Verteuern sich diese, werden sie zahlungsunfähig und müssen schließen. Das nennt man den Minsky-Effekt. Hyman Minsky erkannte, dass in Verschuldungs-systemen – und wir leben in einem solchen – Unternehmen mittel- bis langfristig dazu neigen, sich immer weiter zu verschulden. Bis sie nicht einmal mehr die Zinsen ohne die Aufnahme neuer Kredite bedienen können.
Das ist übrigens heute auch die gängige Politik einer jeden Regierung. Der Staat bedient alte Schulden, in dem er neue aufnimmt. Die Staaten sind heute so hoch verschuldet, wie zuletzt während des Zweiten Weltkrieges. Übrigens endete dieser ja bekanntlich auch mit Währungsreformen – weltweit. Die einfachste Variante dieser Verschuldung entgegenzuwirken, ist die Inflation, womit das Geld entwertet wird und der Staat seine Schulden „billiger“ abzahlen kann. Die Inflation wird also weiterhin von den Staaten gewollt sein.
Zweitens wird der Wunsch nach weniger CO₂-Ausstoß dazu führen, dass Energiepreise weiterhin steigen. Die Dekarbonisierung der Wirtschaft lassen wir uns richtig was kosten. Wer sogenannte „klimaneutrale“ Technologien – als Ingenieur kostet es mich Überwindung so ein physikalisch unsinniges Wort zu benutzen – nutzen will, der muss auch tief in die Tasche greifen. Mal abgesehen davon, dass es auch geopolitisch zu einer Notwendigkeit wird, sich von anderen Ländern unabhängig zu machen. Der Ausbau von Wind- und Solartechnologien für die Strom- und Wärmegewinnung ist demnach kaum aufzuhalten, zumindest aber politisch gewollt. Auch die Hinwendung zum teureren US-amerikanischen Fracking-Gas, was im Übrigen nicht unbedingt umweltfreundlicher sein soll, wird sich in unseren Geldbörsen bemerkbar machen.
Drittens ist die Tendenz zur Deglobalisierung und Renationalisierung unserer Wirtschaft offensichtlich. Ich rechne mit der Abkehr vom globalen Handel – zumindest, wie er jetzt ist. Die letzten zwei Jahre haben deutlich gemacht, wie abhängig wir von anderen Ländern sind. Das sogenannte Gesetz der Komparativen-Kostenvorteile, an dessen Wirksamkeit sogar sein Urheber, David Ricardo zweifelte, hat sich als Trugschluss erwiesen. Der Freihandel ist gescheitert.
Weder die Ausbreitung von COVID, noch die massiven Lieferengpässe hätten eine derartige Auswirkung in einer eher national und weniger global orientierten Weltordnung gehabt. Das dämmert mittlerweile so manchen. Wo es geht, da holen die Unternehmen die Produktion von Halb- und Fertigerzeugnissen zurück nach Europa. Auch mit der Digitalisierung dürfte dies einhergehen. Kann man doch Roboter auch in Deutschland oder einem anderen europäischen Land genauso gut herstellen lassen? Vielleicht sogar besser, da man hier die notwendigen Fachkräfte hat, um sie zu warten und instand zu halten. Das dürfte dann auch mit höheren Löhnen und Herstellungskosten für die Unternehmen einhergehen. Ggf. könnten sich Aufhebungseffekte ergeben, da Fließbandarbeiter ersetzt würden, aber mit steigenden Energiekosten ist darauf zumindest nicht zu wetten. Und das wird sich wiederum auf die Teuerungsrate auswirken.
Inflation: Gekommen, um zu bleiben
Die Inflation ist also kein vorübergehendes Phänomen, wie uns einige Mainstream-Ökonomen erzählen wollen. Es sind die gleichen Leute, die über mehr als ein Jahrzehnt nicht erkennen wollten, dass die ultralockere Geldpolitik der EZB und der FED eine inflationäre Situation hervorrufen werden, die für die Menschen und die Gesellschaft zu einer Zäsur wird. Diese „Experten“ unterscheiden sich von den „Nicht-Experten“ nur darin, dass sie zumindest immer eine Ausrede für ihre Fehlinterpretationen und Prognosen vorweisen können. Die Inflation wird bleiben, die Preise werden wahrscheinlich sogar noch teurer. Wer nicht Opfer dieser Entwicklung sein will, der sollte sich gehörig vorbereiten.
Was also tun?
Gold und Rohstoffe sind die klaren Profiteure der letzten Jahre gewesen und werden auch weiterhin gebraucht. Unersetzlich ist das finanzielle Wissen, also Bildung auf dem Gebiet des Geldes. Eignen Sie sich Fähigkeiten an, die Sie in solchen Zeiten brauchen werden. Schaffen Sie sich ein Haushaltsbuch an. Egal wie, ich führe ein Digitales. Ordnen Sie Ihre Finanzen! Wer nicht weiß, wie viel er im Monat ausgibt, der wird auf Dauer nur mit Glück bestehen können. Fortuna ist jedoch launisch und bleibt nie für ewig bei einem. Das Glück ist also immer endig.
Wer seine eigene Lage kennt, der kann sich auf Veränderungen auch besser anpassen. Pflegen Sie Kontakte zu Ihren Freunden und Nachbarn. Helfen Sie sich gegenseitig und schaffen Sie sich dadurch ein Netzwerk. Solidarität gibt es nur unter Menschen. Der Staat verfolgt bei der Sozialpolitik seine eigenen Interessen. Verlassen Sie sich demzufolge nicht unbedingt auf die staatliche Altersvorsorge. Ich tue es zumindest schon lange nicht mehr. Sorgen Sie privat vor. Gold- und Silbersparpläne sind dabei eine gute Alternative. Auch ein konservatives Aktieninvestment in gut funktionierende Unternehmen erachte ich für sinnvoll. Sollte Ihnen allerdings die psychische Ruhe und Gelassenheit dafür fehlen, empfehle ich sich in diesen Zeiten erst einmal rauszuhalten. Es werden wieder bessere Tage an den Börsen kommen.
Autor: Pierre Dornbrach
Pierre Dornbrach ist Wirtschaftsingenieur und studiert derzeit nebenberuflich Rechtswissenschaften. Er befasst sich seit mehr als 10 Jahren mit Fragen rund um das Thema Finanzen, Vermögensaufbau und Wirtschaftspolitik. Zudem ist er Geschäftsführer der Pentallum OHG, die sich auf den Vertrieb von Edelmetallen spezialisiert hat. Neben dem großen Thema Gold und Silber hegt er eine Faszination für die Turbulenzen an den Börsen sowie für die Geopolitik.
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